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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Mittwoch, 26. Dezember 2018

97 Die kleine Feldmaus macht eine Fackelwanderung

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Nachdem die Freunde nach Hause gegangen waren und zu Abend gegessen hatten, trafen sie sich mit einigen anderen Kindern und ein paar Eltern bei der großen Pappel. Heute wollten sie eine Fackelwanderung machen. In einem Beutel hatte der kleine Igel die Fackeln mitgenommen. Die waren ganz schön schwer. Alle Teilnehmer der Fackelwanderung stellten sich in einem großen Kreis auf und die Fackeln wurden verteilt.

Dann ging ein Vater herum und zündete jede Fackel an. Das dauerte eine Weile, da eine Fackel nicht so schnell brennt wie eine Kerze. Als alle Fackeln brannten zogen sie los. Über das Feld, dann den Feldweg entlang und weiter um den Weiher herum. Sie gingen ein Stückchen den Waldweg hinauf bis zur neuen Brücke.

Alle waren ganz still und schauten gebannt auf ihre Fackeln. Eine Fackelwanderung machte man ja auch nicht jeden Tag. Als sie am Rastplatz bei der neuen Brücke angekommen waren, setzten sie sich alle in einem großen Kreis hin und steckten die Fackeln vor sich in die Erde. Einige hatten damit Schwierigkeiten und die Eltern mußten helfen.

Jetzt erzählte ein Vater eine Geschichte. Und die ging so:

Es war einmal eine große Pappel. Sie war schon sehr alt. Mindestens 250 Jahre. Jedes Jahr zum Ende des Sommers trafen sich auf dieser Pappel hunderte Vögel. Jedes Jahr wurden es mehr Vögel, weil sich das Sommertreffen von Jahr zu Jahr weiter herum sprach. Die Vögel feierten in dieser Pappel ein Fest. Das Pappelfest. Manche Vögel nannten es auch das Endsommerfest, weil es immer zum Ende des Sommers gefeiert wurde.

Eines Jahres, es kamen wieder mehr Vögel als im Jahr davor, ächzte die Pappel unter dem Gewicht der vielen Vögel. "Liebe Vögel. Ihr werdet immer mehr und ich immer älter. Bitte könnt ihr nicht woanders feiern gehen? Irgendwann breche ich zusammen." wandte sich die Pappel an die Vögel. Doch die Vögel hörten die Pappel nicht. Die meisten Vögel feierten einfach weiter. Und die wenigen Vögel, die das Klagen der Pappel gehört hatten, scherten sich nicht darum und feierten auch weiter.

Im Jahr darauf war es soweit. Die Pappel war ein Jahr älter und die Vögel kamen zu hunderten mehr. Die Pappel ächzte ganz erheblich unter dem Gewicht der Vögel. Aber sie war ganz kraftlos, konnte nicht mehr sprechen und brach einfach unter der Last zusammen. Die Vögel erschraken und flogen alle auf und hatten nun Angst, daß nie wieder das Endsommerfest gefeiert werden könne.

Da sprach der Präsidentenvogel: "Liebe Vögel. Wir haben nicht aufgepaßt. Die Pappel war zu alt und wir waren zu viele. In unseren Statuten steht, daß wir uns jedes Jahr eine geeignete Pappel aussuchen sollen. Das haben wir dieses Jahr nicht getan. Unsere Statuten zu verletzen, steht unter Strafe. Wir haben uns alle strafbar gemacht. Deswegen muß das Endsommerfest für 10 Jahre ausfallen. Das ist die Strafe, die wir zu verbüßen haben."

Und so fand das Endsommerfest zehn Jahre lang nicht statt. Im Laufe der Jahre vergaßen viele Vögel, daß es das Fest überhaupt gab. Und als es nach zehn Jahren wieder stattfand, trafen sich nur wenige Vögel auf einer riesigen Pappel. Sie erzählten sich, was zehn Jahre zuvor passiert war. Und sie schworen sich, die Geschichte jedes Jahr als Festeröffnungsrede zu halten. So würden sie ihre Statuten nie wieder verletzen können. 

Als der Vater die Geschichte zuende erzählt hatte, war es ganz ruhig im Kreis. Einige Fackeln waren bereits ausgebrannt und glühten nur noch vor sich hin. Die Feldmaus hatte die Geschichte nicht verstanden. Aber sie war ganz traurig wegen der großen Pappel, die zusammengebrochen war.

Nachdem sie eine Weile im Kreis gesessen hatten, nahmen sie ihre Fackeln wieder in die Hände und gingen zurück zum Feld. Die meisten Fackeln waren jetzt ausgebrannt. Auch die Fackeln unserer vier Freunde glühten nur noch ein wenig. Sie warfen die Fackelreste in den Sand neben den Feldweg. So konnte nichts mit der restlichen Glut passieren.

Sie wollten den Fackelkreis jetzt regelmäßig machen. Vielleicht alle drei Monate.


Was in der nächsten Geschichte passiert

Das Schweinchen wollte sich schon in Bewegung setzen, als die kleine Feldmaus und der kleine Igel sich protestierend hinstellten, die Hände in die Seiten gestemmt.
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