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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Dienstag, 25. November 2014

95 Die kleine Feldmaus unter dem Bett

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Als die Feldmaus am Abend zu Bett gegangen war, bekam sie von ihrer Mutti ein Küsschen auf die Nasenspitze. "Gute Nacht Mami." sagte sie und machte ihr Nachttischlämpchen aus. Die Mutti schloß die Tür und ging ins Wohnzimmer.

Ein paar Minuten später fiel der Mutti ein, daß sie die kleine Feldmaus noch fragen wollte, ob sie am Wochenende einen Ausflug machen sollen. Vielleicht hatte die Feldmaus sich schon mit ihren Freunden verabredet. Dann mußten sie den Ausflug um eine Woche verschieben.

Also ging die Mutti zum Zimmer der Feldmaus. Als sie die Zimmertür öffnete sah sie gleich, daß die Bettdecke aus dem Bett bis auf den Fußboden hing. "Feldmaus?" fragte sie in den Raum hinein. Keine Antwort. "Feldmaus, wo bist du?" fragte sie erneut. Wieder keine Antwort. Dann machte sie das Licht an und erschrak. Die Decke hing aus dem Bett, der Schreibtischstuhl war umgefallen und das Fenster war offen und die Gardinen wehten nach draußen.

"Feldmaus, was ist denn los? Wo bist du?" sagte sie jetzt ernster, etwas lauter und mit leicht erschrockener Stimme. "Hier unten." kam als Antwort mit leiser, zittriger Stimme unter dem Bett hervor. "Was machst du denn unter deinem Bett? Und was ist hier passiert?" "Ich weiß nicht. Es wurde auf einmal hell und laut vor dem Fenster. Und dann schlugen die Flügel auf und der Wind ging durchs Zimmer. Dabei ist der Stuhl umgefallen und ich habe mich unter dem Bett verkrochen."

Die Mutti schaute aus dem Fenster, konnte aber nichts ungewöhnliches sehen. Sie schloß es wieder und hing die Gardine ordentlich hin. Sie reichte ihrer Tochter die Hand und diese krabbelte wieder unter ihrem Bett hervor und nahm ihre Mutti in den Arm. "Darf ich heute bei dir schlafen, Mami?" "Klaro!" antwortete die Mutti und ging mit der Feldmaus in ihr Schlafzimmer. Die Feldmaus kuschelte sich ins Bett. "Ich lese noch ein wenig und komme dann nachher. Schlaf schön." sagte die Mutti und schloß die Zimmertür.

Als die Mutti gegangen war, schaute die kleine Feldmaus noch eine Weile zum Fenster. Die Gardinen hingen ruhig und es blieb dunkel im Zimmer. Was konnte das vorhin nur gewesen sein? Die Feldmaus hatte gerade die Augen geschlossen, als sie wieder Geräusche vor dem Fenster hörte. Sie schaute zum Fenster und es wurde draußen hell. Die Fensterflügel schlugen auf und starker Wind zerrte an den Gardinen. Ein grelles Licht fiel in das Zimmer und machte es taghell. Die Feldmaus erschrak und setzte sich aufrecht hin, bereit, unter das Bett zu flüchten oder gleich in das Wohnzimmer zu rennen.

Plötzlich sauste ein kleines Flugzeug, beziehungsweise etwas Flugzeug-ähnliches, durch das geöffnete Fenster in das Schlafzimmer. In dem kleinen Flugzeug saß ein grünes, strubbeliges Wesen mit großen, roten, fröhlichen Augen. "AAAACHTUNG!" rief es beim Reinsausen. Dann knallte es laut, wie eine Fehlzündung, und das "Ding" segelte fast geräuschlos direkt auf die hintere Wand zu. Dort schlug es mit einem dumpfen KRUSCH auf. Das Flugzeug fiel auf den Boden und das zottelige Wesen rettete sich mit einem kleinen Fallschirm daneben.

"Ta-daaa!" machte es, als es auf seinen Beinen stand und den Fallschirm vom Kopf gezogen hatte. "Wo bin ich hier?" fragte es - scheinbar zur Feldmaus hin. "Du bist in unserem Schlafzimmer." antwortete diese zögerlich. "Und wieso schläfst du dann nicht?" "Bei dem Krach kann man ja nicht schlafen!" "Na hör mal! Ich mache doch keinen Krach." "Doch doch. Du bist hier ganz schön laut reingesegelt." "Naja, also gut. Ich bin schon mal eleganter gelandet. Aber das ist nicht meine Schuld." Wer soll denn dann Schuld sein, dachte sich die Feldmaus, aber die Antwort kam ganz ungefragt.

"Die Ungeheuer sind Schuld! Jawohl, die Ungeheuer!" "Was denn für Ungeheuer?" fragte die Feldmaus sicherheitshalber nach. "Also ich bin heute früh zum Einkaufen geflogen. Da sah es noch nicht nach einer Invasion aus. Und als ich gerade die Pastimöhren in meinen Einkaufskorb gelegt hatte, da ging es los. Ohrenbetäubender Lärm. Überall. Grelles Licht und fliegende Erdäpfel." Das zottelige Wesen machte eine kurze Pause, die die Feldmaus noch einmal zum Nachfragen nutzte.

"Was denn für Ungeheuer?" "Ach ja. Die Ungeheuer. Also ich bin beim Einkaufen und um mich herum löste sich alles in Wohlgefallen auf, da habe ich das Ungeheuer gesehen. Riesig groß und bunt und laut und... ach, was sage ich... STINKIG bis zum Himmel. Ich bin sicher, da waren auch noch mehr von denen. Aber gesehen habe ich nur eins."

Die Feldmaus wurde ungeduldig. "Ja und dann? Wieso bist du in unsere Schlafzimmer geflogen? Und mach bitte das Fenster zu. Es wird kalt!" Das blaue Wesen -war es vorhin nicht grün- ging zum Fenster und machte es zu. "So wahr ich ein Faunling bin! Das zahle ich den Ungeheuern heim!" "Ein Faunling?" wunderte sich die Feldmaus. "DU bist ein Faunling?" "Na, das sieht man doch, oder nicht?" Naja, dachte sich die Feldmaus, ich wußte nicht, daß die ihre Farbe wechseln können, aber so ähnlich habe ich mir Faunlinge schon vorgestellt.

"Und wie geht es jetzt weiter? Und wo sind die Ungeheuer jetzt?" "Du hast so viele Fragen. Das weiß ich doch alles nicht. Jetzt heißt es, die Maschine wieder in Gang zu bringen." Und der Faunling fing an, an dem verbeulten Flugzeug rum zu schrauben. Die Feldmaus dachte, sie träumt. Ein Faunling im Schlafzimmer. Das sollten doch Fabelwesen sein. Wieso steht jetzt eines vor ihr. Das mußte sie ihren Freunden sagen. Aber wie zu dieser späten Stunde?

"Ich muß mal kurz wo hin. Bin gleich wieder da." sagte die Feldmaus und ging aus dem Zimmer. Sie schlich sich in ihr eigenes Zimmer und nahm das Notfall-Walkie-Talkie. Sie drückte die Sprechen-Taste. "Hallo. Hallo. Feldmaus hier. Hört mich jemand? Es ist ein Notfall. Ein Faunling ist in unser Schlafzimmer gestürzt." Dann wurde das Walkie-Talkie laut und sie mußte die Lautstärke etwas runterdrehen. "Igel hier. Was ist in dein Schlafzimmer gestürzt?" "Schweinchen hier. Faunlinge gibt es nicht." "Doch doch. Wenn ich's euch doch sage." Der Frosch schien schon zu schlafen oder hatte sein Walkie-Talkie nicht gehört.

"Ihr müßt schnell kommen und uns helfen, das Flugzeug zu reparieren." "Was denn für ein Flugzeug." "Kommt einfach schnell her. SCHNELL! Ende." Jetzt mußte die Feldmaus ein wenig warten. Sie schlich sich wieder in das Zimmer gegenüber. "Hallo Faunling. Wie kommst du mit der Reparatur voran?" Doch er war nicht mehr da. Das Flugzeug war auch weg. Alles sah ganz normal aus im Schlafzimmer. "Mist!" sagte die Feldmaus. Hatte sich der Faunling einfach aus dem Staub gemacht. Ohne sich zu verabschieden und ohne, daß die Freunde ihn gesehen hätten.

Die Feldmaus schlich wieder in ihr Zimmer und sagte den Notfall per Walkie-Talkie ab. "Kein Notfall mehr. Faunling entwischt. Ich wiederhole: kein Notfall mehr! Ihr könnt zuhause bleiben." Die Freunde bestätigten und das Walkie-Talkie wurde ruhig. Schade. Jetzt war ein Faunling in ihrem Haus gewesen und niemand hat es gesehen. Außer sie selbst natürlich. Aber das könnte ja auch geträumt gewesen sein.


Was in der nächsten Geschichte passiert



"Was ist heute nur los mit dir? Es ist zwar ein besonderer Tag, aber deswegen muß man doch nicht gleich aus dem Häuschen geraten!"


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