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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Montag, 20. Oktober 2014

69 Die kleine Feldmaus verschenkt alles

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Vormittag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fußball, Verstecken und rannten um die Wette.

Nach dem Mittagessen trafen sich die Freunde am Schlagbaum. Von dort waren es nur wenige Meter bis zum Flohmarkt. Jeden dritten Samstag im Monat war beim Sonnenblumenfeld ein Flohmarkt. Jeder konnte mitmachen. Zwei Wochen vorher mußte man sich anmelden, damit ein Stellplatz reserviert wurde. Und dann brauchte man nur mit seinen Sachen zum Verkauf gehen.

So hatten sich diesmal auch die kleine Feldmaus und der kleine Igel angemeldet. Die beiden anderen halfen, die Kisten mit den Flohmarktsachen, Decken und Getränken zu transportieren. Als sie angekommen waren, war schon einiges los. Viele Stände waren schon aufgebaut und Bücher, CDs, Spielzeugautos, Klamotten, Weihnachtsdeko, Plätzchen und Spiele hielten nach Käufern Ausschau.

Die Freunde legten die Decken nebeneinander hin und breiteten die Gegenstände darauf aus. "Das Glühwürmchen-Puzzle?" las der Igel verwundert vor. "Ja, manno. Da war ich drei oder so. Ist schon uralt! Deswegen kann's ja jetzt weg." verteidigte sich die Feldmaus. "Habt ihr das gesehen? Das Glühwürmchen-Puzzle." Der Igel kriegte sich gar nicht wieder ein. "Und was hast du so?" revanchierte sich die kleine Feldmaus und stöberte in den Sachen, die auf der Decke vom Igel lagen.

"Aha!" rief sie, als sie etwas spannendes gefunden hatte. "Der kleine Igel geht auf's Klo!" "Jaja." Der Igel versuchte zu überspielen, daß es ihm auch ein wenig peinlich war. "So war das früher halt. Wir waren alle mal klein. Gelle?" Die Feldmaus grinste bis über beide Ohren. Und der Igel freute sich schon, durch die Gänge des Flohmarktes zu gehen und bei den anderen Anbietern zu stöbern. Auf Flohmärkten konnte man immer komische Dinge entdecken.

Sie hatten gerade alles ausgebreitet, als bereits ein Interessent bei der Feldmaus stöberte. "Kann ich helfen?" fragte sie. "Nein, nein. Ich schaue nur." "Ok." Sie ließ den potentiellen Kunden besser in Ruhe. "Was kostet das Bilderbuch hier?" "Zwei Feldkronen." "Zwei? Das ist ein bißchen viel, oder?" Die Feldmaus überlegte kurz. "Das ist die Sonderausgabe. Die enthält zwei normale Ausgaben. Deswegen zwei Feldkronen." "Ich schaue erstmal weiter." Und weg war der Interessent. Waren zwei Feldkronen wirklich zu viel? Sie mußte versuchen, zu handeln. Für eine Feldkrone wäre das Bilderbuch bestimmt weggegangen.

Nach zehn Minuten hatte der kleine Igel bereits drei Spielzeugautos für eine Feldkrone und 50 Feldcent verkauft. Aber solch tollen Autos hatte die Feldmaus leider nicht in ihrer Auslage. Und wieder interessierte sich jemand für das Bilderbuch. "Eine Feldkrone kann ich dir dafür geben." war sein Angebot. "Sagen wir anderthalb?" bot die Feldmaus zurück. "Nein. Höchstens eine Feldkrone." Och manno, dachte sich die Feldmaus. "Ok." gab sie nach. Und schon hatte die Feldmaus eine Feldkrone und das Bilderbuch einen neuen Besitzer.

Beim kleinen Igel flutschte es richtig. Es war noch nicht einmal eine Stunde vorbei, da hatte er schon die Hälfte seiner Sachen verkauft und bereits über zwölf Feldkronen eingenommen. "Wie machst du das?" fragte die Feldmaus, die immer noch bei ihrer einen Feldkrone stand. "Keine Ahnung." antwortete der Igel. "Vielleicht gefällt denen meine knall-rote Decke besser." Das war ja wohl ein Scherz, dachte sich die Feldmaus. Es konnte doch nicht an einer Decke liegen, die nicht einmal selbst zum Verkauf stand. Die Feldmaus zog noch einmal den Pinguin auf, der die ganze Zeit über ihre Bücher und Postkarten wackelte. Vielleicht mochten die den Pinguin nicht?

Sie wollte ihn gerade von der Decke nehmen, als ein kleines Wiesel-Kind rief: "Mama, Mama! Ein Pingu! Haben!" Also dem Kind konnte die Mutti doch nicht den Pinguin ausschlagen! Oder doch? "Hallo, was kostet der Pinguin?" "Drei Feldkronen." "Das ist aber zuviel. Der ist doch gebraucht, oder?" "Mama? Pingu?" bettelte das Kind weinerlich. "Höchstens 50 Feldcent." schlug die Wiesel-Mutti vor. Boah ey, dachte sich die Feldmaus. Das ist ja nur ein Bruchteil von drei. "Ok." sagte sie zwar enttäuscht aber mitfühlend für das Kind. "Pingu! Pingu!" Ja, das Kind freute sich riesig über diesen super billigen Pingu.

Der Igel hatte womöglich Glück und sich ein kleines Zusatz-Taschengeld verdient, aber wieder mit nach Hause nehmen wollte sie ihre Sachen auch nicht. Da spielte sie sowieso nicht mehr mit. Das steht alles bloß rum und verstaubt noch mehr. Also nahm sie sich vor, alles viel billiger zu verkaufen. Und schon konnte sie es ausprobieren. "Hallo. Dieses Puzzle - was soll das kosten?" "50 Feldcent." "Oh, das ist aber günstig. Das nehme ich." Na geht doch, dachte sich die Feldmaus. Und wieder: "Hallo. Was kosten die drei Würfelspiele?" "Zusammen eine Feldkrone." "Ok. Die nehme ich." Jetzt lief es doch ganz gut.

Dann kamen das Schweinchen und der Frosch von ihrem Rundgang wieder. Das Schweinchen hatte einen Beutel dabei, der prall gefüllt schien. "Was hast du denn da alles?" fragte der kleine Igel. "Ich habe mir tolle Flitzer gegönnt." antwortete das kleine Schweinchen. Sie schauten in den Beutel und staunten nicht schlecht. "Du hast dir 15 Spielzeugautos gekauft?" "Jaha! Die haben nur drei Feldkronen gekostet!" verteidigte sich das Schweinchen. Das war wirklich nicht viel. Aber die Autos hatten auch schon ein paar deutliche Gebrauchsspuren: Abstoßungen und Kratzer und so.

"Beim Igel ist schon fast alles weg! Aber du hast noch ganz viel auf deiner Decke. Was ist denn los?" fragte der Frosch die Feldmaus. "Wenn ich das wüßte." seufzte diese und schüttelte ihren Kopf. "Erst waren meine Sachen zu teuer. Aber billiger wollte auch keiner was haben. Ich habe erst drei Feldkronen bekommen." Da nahm der Frosch den Verkauf in die Hand. Bzw. in den Mund: "Meine Damen und Herren! Schauen sie hier die tollen Puzzle und Bilderbücher. Heute zu einem Vorzugspreis von nur..." er machte eine Kunstpause. "...Einer Feldkrone!"

Die Feldmaus war erstaunt. Das war doch mehr, als sie momentan verlangte. Für eine Feldkrone wollte es doch keiner haben. Aber schon kam wieder ein Interessent näher. "Ja schauen sie her. Nur heute. Nehmen sie zwei Puzzle und zahlen sie nur zwei Feldkronen!" "Ja super. Ich nehme das mit der Mühle und das mit dem großen Pilz." Die Feldmaus reichte die beiden Puzzles rüber und nahm die zwei Feldkronen entgegen. "Das gibt's doch nicht." sagte sie ungläubig zum kleinen Frosch. "Kaum rufst du hier 'rum, da kommen die Leute an." "Tja, ich hätte Marktschreier werden sollen!" erwiderte der Frosch und machte weiter.

"Es sind nicht mehr viele Artikel vorhanden. Greifen sie JETZT zu. Nur eine Feldkrone je Artikel." Die Feldmaus rechnete nach. Falls sie alles verkaufen würde, dann wären das ja 38 Feldkronen! Die müßte sie natürlich mit dem Frosch teilen. Aber jetzt war das Interesse wohl wieder versiegt. Niemand schaute sich mehr ihre Artikel an.

Als nach 30 Minuten immer noch niemand etwas haben wollte, traf die Feldmaus eine Entscheidung. Sie nahm ein Stück Pappe und schrieb darauf: "Alles kostenlos. Greifen sie zu." Und kaum hatte sie das Schild inmitten ihrer Artikel aufgestellt, griffen alle nach ihren Artikeln. Die Puzzles und Spiele, Autos und Figuren, alles war nach wenigen Minuten weg. "Gott sei Dank. Jetzt brauche ich nichts mehr mit nach hause nehmen." Sie hatte nur acht Feldkronen verdient. Aber das machte nichts. Davon konnte sie mit ihren Freunden Eis essen gehen.


Was in der nächsten Geschichte passiert


Als sie ausgestiegen waren, hatten alle schlotternde Beine - außer die kleine Feldmaus.


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