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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Donnerstag, 2. Oktober 2014

55 Die kleine Feldmaus auf Schatzsuche

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Plötzlich blieb das kleine rosa Schweinchen abrupt stehen. Es bückte sich und zog irgendetwas unter einem Stein hervor. Die Freunde rannten zum Schweinchen und schauten neugierig. "Was hast du da?" "Ich weiß nicht. Es sieht aus wie ein Stück altes Papier." Das Schweinchen faltete das Papier auseinander und las den Text darauf vor.

"...eckeres Kaugum... fünf in einer Packu... tra langer Geschma..." "Was soll denn das sein?" wunderte sich der Igel. "Hört sich an wie Werbung. Werbung für ein Kaugummi." sagte der Frosch. "Ja schon, aber was ist das hier?" Das Schweinchan las weiter. "...inks heru... Schritte nach re... agbaum... eingeritz... Feldw... hatz" "Das hört sich nicht nach Werbung an." "Genau. Es ist eine Schatzkarte! Beziehungsweise ein Schatztext!"

"Wieso sollte hier am Feldrand unter einem Stein eine Schatzkarte liegen?" Die Feldmaus hatte rechte. "Und wieso auf einer Werbung? Normalerweise stehen Schatzkarten -oder Schatztexte- auf einem gaaaanz alten Papier. Aber die Werbung ist nicht so alt." So ein Mist. Jetzt hatten sie eine Schatzkarte, aber keine richtige.

"Und was machen wir nun damit?" fragte das Schweinchen und wollte schon das Stück Papier zerreißen und wegwerfen. "Halt! Nicht kaputtmachen. Wir suchen den Schatz natürlich. Auch, wenn es sich um eine neue Schatzkarte handelt." Und so fingen die Freunde an, den Text zu entschlüsseln.

"Irgendwo muß man links herum und dann mehrere Schritte nach rechts. Aber die Zahl ist nicht vorhanden und worum wir links müssen steht auch nicht da." "Macht doch nix! Hier ist doch von einem Schlagbaum die Rede, oder?" "Ja, 'agbaum' könnte Schlagbaum heißen." "Genau. Und kennen wir einen Schlagbaum?" "Na Klaro! Da hinten in Richtung Weiher am Feldweg. Da ist der einzige Schlagbaum weit und breit." "Also überspringen wir den ersten Teil und gehen gleich zum Schlagbaum und machen dort weiter." Und die Freunde gingen los.

Als sie angekommen waren, suchten sie alle nach irgendetwas Eingeritztem. Das Schweinchen fand etwas. Aber es schien bloß ein Herz mit zwei Buchstaben zu sein. Dann rief der Frosch die Freunde zu sich. "Hier. Das könnte was sein." Und tatsächlich. Eine krakelige Zeichnung mit Pfeilen und Symbolen könnte eine Art Beschreibung sein. Aber eine Beschreibung wofür? "Was steht als nächstes im Schatztext?"

"agbaum... eingeritz... Feldw... hatz." las das Schweinchen nocheinmal vor. Irgendetwas mit 'Feldweg' und 'Schatz'. Soviel war klar. Sie sahen sich die gekrakelte Zeichnung noch einmal ganz genau an. "Die Wellenlinie könnte der Bach sein, oder?" schlug der Igel vor. "Genau. Und diese Stängel hier könnten das Maisfeld darstellen." interpretierte die Feldmaus. "Dann ist dieses waagerechte bestimmt der Schlagbaum!" Das Schweinchen klatschte vor Freude in die Hände. Bald würde es ein Schatz-reiches Schweinchen sein.

"Also," schlußfolgerte der Frosch, "müssen wir diese gestrichelte Linie den Feldweg entlang und dort zum Kreuz. Dort ist der Schatz." Die Freunde jubelten. Das war ja ganz einfach gewesen. Viel zu einfach, dachte sich die Feldmaus noch. Aber als sie hinter dem Maisfeld an der Stelle angekommen waren, wo auf der Zeichnung das Kreuz war, sahen sie tatsächlich eine Stelle mitten auf dem Feldweg, die ihnen sofort auffiel. Hier wuchs kein gelbliches Gras. Die Treckerspur wackelte nach links und rechts vom vielen Sand an dieser Stelle. Und am Rand lag ein dickes, dunkles Holzstück, das durchaus eine Planke eines Schiffes gewesen sein könnte. Vielleicht eines Piratenschiffes.

Das Schweinchen freute sich wieder. "Ein Piratenschiff. Hier bei uns am Maisfeld!" "Jetzt mal ganz ruhig. Außer Sand und diesem Holzbalken sehe ich hier nix. Schon gar keinen Schatz. Oder ihr?" Die Freunde schüttelten die Köpfe. Die Feldmaus hatte recht. Hier war kein Schatz. Doch das Schweinchen wollte nicht aufgeben. "Vielleicht müssen wir buddeln? Genau hier im weichen Sand?" Und es fing an zu buddeln.

Fünf Minuten später stützte sich das Schweinchen auf seine Knie auf. "Boah ey, hab ich die Schnauze voll!" Das Loch war schon ziemlich groß und tief, aber zu sehen war nichts. Um nicht zu sagen: gar nichts! Man sah dem Schweinchen die Enttäuschung an. Die Feldmaus klopfte dem Schweinchen wohlwollend auf den Rücken. "Ach Schweinchen..." Da zeigte der Frosch plötzlich aufgeregt in das Loch im Sand.

Der Sand sickerte nach innen weg. Wie in einer Sanduhr verschwand er genau in der Mitte. Die Freunde stellten sich im Kreis um das Loch und schauten dem Sand und dem Loch zu, wie dieses immer größer wurde. Dann hörte der Sand langsam auf, zu versickern und ein dunkelbräunliches Holzstück tauchte langsam auf. "Schon wieder ein Holzstück." meckerte das Schweinchen. Aber dann fing es schon wieder an zu grinsen. "Eine Kiste! Eine Kiste!" Tatsächlich. Es war kein einfaches Holzstück, sondern der Deckel einer Kiste, die jetzt fast komplett zu sehen war.

"Wie kommen wir da jetzt dran?" Das Loch war jetzt ziemlich tief und es sah gefährlich aus, hineinzuklettern. "Dafür könnte die Schiffsplanke gut sein." überlegte die Feldmaus laut. Sie zog das dunkle Holz auf den Feldweg und mit dem Frosch hievte sie die Planke quer über das Loch. "Das mach ICH!" bot sich das Schweinchen an. Die Freunde waren ganz erstaunt, daß das Schweinchen sich solch gefährliche Dinge traute.

Es kletterte in das Loch und hielt sich an der Planke über sich fest. Dann griff es die Kiste an einem Henkel und zog sie etwas nach oben. "Ganz schön schwer!" kam als Kommentar. Kurz darauf konnten die Feldmaus und der Igel helfen. Sie zogen die Kiste über den Rand des Sandlochs auf den Feldweg. Das Schweinchen kletterte zurück nach oben. Und dann standen die Freunde um die Kiste.

Auf der Kiste waren alte Muster und Seefahrersymbole zu sehen. Mit viel Phantasie konnte man sogar einen Totenkopf ausmachen. Aber nur mit viel Phantasie. Das Schweinchen wollte die Kiste öffnen, aber es ging nicht. Sie war mit einem dicken Schloß gesichert. "Och manno!" meckerte es wieder. Aber die Feldmaus versuchte es mit einem rostigen Nagel, der in der Nähe im Sand lag. Sie bekam das Schloß tatsächlich auf.

Aber als sie die Kiste geöfffnet hatten, waren sie alle sehr enttäuscht. Es lagen nur hunderte offene Dosen in der Kiste. Kein Gold. Kein Geld. Keine Edelsteine. Nur Dosen. "Schade. Aber wir haben sie gefunden!" sagte die Feldmaus beschwichtigend. Das Schweinchen mußte fast weinen. Dann schoben sie zusammen die Kiste wieder in das Sandloch und warfen etwas Sand darüber. Der meiste Sand war in das Loch gesaust. Deswegen konnten sie das Loch nicht wieder komplett auffüllen. Sie ließen die Planke quer darüber liegen, als Hinweis auf das Loch.

Als die Feldmaus wieder zu Hause war, freute sie sich über Leberknödelsuppe. Das nächste mal würden sie einen richtigen Schatz finden.



Was in der nächsten Geschichte passiert


Da tauchte es wieder auf. Es war groß. Es war haarig und ziemlich strubbelig.


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