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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Dienstag, 28. Oktober 2014

77 Die kleine Feldmaus fährt Fahrstuhl

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Am späten Nachmittag mußte die Feldmaus mit ihrer Mutti ins Rathaus. Ihre Mutti mußte irgendetwas erledigen. Es gab neue Ausweise oder sowas. Als sie im Rathaus angekommen waren, zogen sie eine Nummer. Dann setzten sie sich in den Wartebereich und warteten, daß ihre Nummer aufgerufen wurde. Das konnte lange dauern. Sie hatten die 62 und auf der Anzeige stand 46. Die Feldmaus hoffte, daß es nicht zu lange dauerte.

Im Wartebereich standen Regale mit vielen verschiedenen Formularen. Ihre Mutti füllte ein Formular aus, das wohl irgendetwas mit Ausweisen zu tun hatte. Außerdem standen zwischen den vielen Stühlen und Sitzbänken einige Tische, auf denen die verschiedensten Zeitschriften lagen. Auch die aktuelle "Junior" lag auf einem Tisch. Die schnappte sich die Feldmaus und fing an zu lesen.

Als sie die Zeitschrift durchgelesen hatte, wurde ihr langweilig. Sie wackelte mit den Beinen und kuschelte sich an ihre Mami. "Meine kleine Feldmaus. Setz dich ordentlich hin. Wir sind bestimmt bald dran." Aber die Feldmaus konnte nicht so richtig ruhig sitzen. "Du Mami, darf ich Fahrstuhl fahren?" "Nein, Schatz. Alleine sollst du nicht Fahrstuhl fahren. Da habe ich Angst, daß etwas passiert." Dann wurde endlich ihre Nummer aufgerufen, die 62.

"Mutti, muß ich unbedingt mit? Oder darf ich hier auf dich warten?" "Na gut, dann warte hier. Aber nicht weglaufen!" "Ja, Mami." Juhu! Sie durfte im Warteraum bleiben und mußte nicht mit in das blöde Büro. Aber einfach nur Rumsitzen war ihr immer noch zu langweilig. Also ging sie zu den Fahrstühlen und drückte den Knopf. Nach kurzer Zeit ging eine der Türen auf und die kleine Feldmaus stieg in die Fahrstuhlkabine ein. Sie wählte den fünften Stock, die Tür ging wieder zu und der Fahrstuhl fuhr nach oben.

Sie liebte Fahrstuhlfahren. Als sie im fünften Stock angekommen war, ging die Tür auf und sie ging raus auf den Gang. Zwei andere Leute stiegen in den Fahrstuhl ein und die Tür ging wieder zu. Im fünften Stock waren lauter bunte Bilder an den Wänden, die nichts darstellten. Gleich links neben dem Fahrstuhl war ein ganz gelbes Bild mit einem roten Quadrat in der Mitte. Komisches Bild. Dann drückte die Feldmaus wieder den Fahrstuhlknopf und wartete.

Nach kurzer Zeit ging die Fahrstuhltür wieder auf, eine Person kam heraus und die kleine Feldmaus stieg in den Fahrstuhl ein. Diesmal drückte sie die Drei. Die Tür ging wieder zu und der Fahrstuhl fuhr nach unten. Im dritten Stock stieg sie aus, schaute nach links und schaute nach rechts. Nur lauter Türen, wie langweilig. Also stieg sie wieder schnell ein, bevor die Tür sich schloß. Sie drückte die Zwei und es ging wieder Abwärts.

Im zweiten Stock stieg sie wieder aus und mindestens zehn Asiaten stiegen mit lautem Geplapper ein. Daß die alle in den Fahrstuhl reinpaßten, war schon unglaublich. Die Feldmaus ging ein Stückchen den Gang nach links. Bücher standen in Regalen und freundliche Bilder und Wandbemalung waren zu sehen. Sogar leise Musik war zu hören. Aber hier gab es nichts Spannendes. Also nichts zu Spielen! Und so drückte die Feldmaus wieder auf den Fahrstuhlknopf.

Die Tür ging auf und die Feldmaus stieg wieder ein. Als die Tür gerade schließen wollte, stellte jemand einen Fuß in den Spalt und die Fahrstuhltür ging wieder auf. Ein Mann mit kariertem Jacket und blauer Mütze stieg ein und drückte auf U3. Die Feldmaus hatte ganz vergessen, eine Etage zu wählen. Und deswegen fuhr sie mit ins dritte Untergeschoß. Der Mann stieg aus und die kleine Feldmaus auch. Hier roch es aber komisch. Ein blaues Rechteck mit einem weißen P darin deutete auf einen Parkplatz bzw. eine Tiefgarage hin. Ach deswegen! Es roch nach Abgasen.

Sie stieg schnell wieder ein und drückte auf E. Sie wollte wieder zurück in den Wartebereich. Doch der Fahrstuhl hielt in U2 - jemand stieg ein. Er hielt in U1 - Zwei Leute stiegen ein. Und erst dann hielt der Fahrstuhl wieder im Erdgeschoß. Alle stiegen aus und die Feldmaus auch. "Da bist du ja!" "Huch! hast du mich erschreckt!" sagte die Feldmaus. Ihre Mutti stand rechts neben der Fahrstuhltür und faßte ihren Arm.

Die Feldmaus wußte sofort, was nicht ok war. "Tschuldigung. Ich sollte nicht alleine Fahrstuhl fahren." "Genau kleine Dame! Was fällt dir ein? Wir hatten doch extra darüber gesprochen." "Mir war langweilig. Und die Fahrstuhltüren gingen die ganze Zeit auf und zu. Da hab ich solche Lust bekommen, auch mal mit dem Fahrstuhl zu fahren." "Eigentlich wollte ich noch mit dir Eis essen gehen. Aber daraus wird jetzt nichts." Och Manno, dachte sich die Feldmaus und schaute geknickt auf den Boden.

Dann drückte ihre Mutti den Fahrstuhlknopf. Eine Tür ging auf und sie stiegen ein. "Wieso fahren wir jetzt Fahrstuhl? Wir sind doch gar nicht mit dem Fahrstuhl gekommen!" "Erstens: zur Strafe! Wir steigen ganz oben aus und laufen die Treppe wieder runter." Naja, dachte sich die Feldmaus, sooo eine schlimme Strafe ist das jetzt auch wieder nicht. "Zweitens: damit du heute wenigstens einmal nicht alleine Fahrstuhl gefahren bist und ich mir einreden kann, daß du auf mich hörst." "Mami? Ich hab dich auch lieb."

Dann drückte die Mutti ihre kleine Feldmaus. Aber ein Eis gab es heute trotzdem nicht mehr.


Was in der nächsten Geschichte passiert


"Kann ich dir helfen?" frage die Bedienung. "Ja... Nein doch nicht! Hab's gerade gefunden."


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