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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Mittwoch, 17. September 2014

41 Die kleine Feldmaus bei den Indianern

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Als der kleine Igel zuhause sein Abendbrot gegessen hatte, ging er zu Bett. Bevor er das Licht ausmachte, las er noch ein bißchen. Im Moment hatte er ein Buch mit Indianergschichten aus der Schulbücherei ausgeliehen. Die Geschichten waren sehr spannend. Aber er war heute ziemlich müde und machte schon nach kurzer Zeit das Licht aus. Kurz bevor er beinahe eingeschlafen war, hörte er Pferdegetrappel vor seiner Zimmertür. Er war ganz erstaunt, daß Pferde auf dem Flur herumliefen. Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen.

"Igel, schnell, hilf mir." rief das kleine rosa Schweinchen. "Die Indianer sind hinter mir her. Wir müssen weg hier." "Wieso Indianer? Was hast du denn angestellt, daß sie dich verfolgen?" "Ähm..." das kleine Schweinchen stammelte ein bißchen. "Ich habe von ihrem selbstgebackenen Brot gegessen. Ohne zu fragen." "Oh, Schweinchen! Das macht man ja auch nicht. Weder bei Indianern, noch sonstwo." "Hilfst du mir nun, abzuhauen?" "Ok!" Und die beiden rannten gemeinsam aus dem Haus und über das Feld. Hauptsache weg.

Kurz darauf sahen sie helle Lichter vor sich. Hinter dem Weiher war ein Lagerfeuer. Sie sahen Tipis und Pferde, die angebunden grasten. Außerden hörten sie Indianergesänge. "Mist, die haben ein Lager direkt beim Weiher." bemerkte das Schweinchen. "Und wir beide sind genau darauf zugelaufen." ärgerte sich der Igel. Sie wollten gerade umdrehen und in die andere Richtung laufen, da hörten sie eine tiefe Stimme. "Halt!" sagte die Stimme. Sie schien einem Indianer zu gehören, der die Aufgabe hatte, sie gefangen zu nehmen. "Halt habe ich gesagt."

Igel und Schweinchen blieben lieber stehen. "Wohin ihr rennen?" "Wir machen nur einen Spaziergang." log der kleine Igel. "Und wir haben das Indianerlager auch gar nicht gesehen." schob das Schweinchen schnell nach. "Eure Nasenspitzen Lügen zeigen." Das Schweinchen griff sich an seine Nase. Sie fühlte sich ganz normal an. "Mitkommen in Lager! Häuptling euch sehen wollen!" Das war jetzt ganz schlecht für die beiden Freunde.

"Was will der Häuptling von uns?" fragte das Schweinchen. "Ist der lieb oder böse?" hakte der Igel nach. Aber sie bekamen keine Antwort. Wenige Minuten später waren sie im Lager der Indianer angekommen. Fast alle Indianer waren in ihren Tipis verschwunden. Auch die Gesänge hatten jetzt aufgehört. Sie sahen nur eine Gruppe von vier Indianern, deren Gesichter im tanzenden Schein des Lagerfeuers leuchteten. Sie schienen auf sie zu warten. "Habe Diebe gefunden." sagte ihre Begleitung. "Abhauen war Ziel." "Wir sind keine Diebe. Ich hatte nur solchen Hunger. Es tut mir leid." sagte das Schweinchen schnell. Da kam der Häuptling auf sie zu.

Sie trauten ihren Augen nicht. Die Indianer waren zwar alle angemalt, vermutlich Kriegsbemalung, aber sie erkannten die kleine Feldmaus dennoch. "Unsere Feldmaus!" rief das kleine Schweinchen. "Was machst du hier?" fragte der Igel. "Schweigt!" sagte der Häuptling laut und streng. "Ihr nichts sagen. Nur wenn Erlaubnis sprechen." Die Situation war jetzt sehr angespannt. "Aber Feldmaus..." "Was ich gesagt? Nur wenn Erlaubnis!" Und die Feldmaus, bzw. der Häuptling stieß seinen Häuptlingsstab mit Kraft auf den Boden. Sogar die Pferde hoben ihre Köpfe.

"Diebe ihr sein. Brot genommen heute Nachmittag. Ohne Erlaubnis. Fragen besser gewesen. So nur Bestrafung möglich. An den Marterpfahl. Beide." "Aber... Feldmaus..." das Schweinchen verstand nicht, was geschah. "Ihr Feldmaus kennen?" "Ja..." "Wo Feldmaus?" "Wie bitte?" "Wo Feldmaus jetzt sein?" "Aber..." der Igel verstand es auch nicht. "Du bist doch unsere Feldmaus? Oder etwa nicht?" "Ich Häuptling maulendes Muli. Nicht Feldmaus. Wieso du sagen das?" "Ähm... bis auf die wunderschöne Bemalung hast du verbüffelnde, ähm verblüffende Ähnlichkeit mit der Feldmaus. Sie ist unsere Freundin."

"Diebe haben Freundin Feldmaus? Maulendes Muli auch Freund von Feldmaus." Der Häuptling drehte sich zu seinen drei Begleitern um. Diese haben bis jetzt die ganze Situation still beobachtet. Einer schien ein Medizinmann zu sein. Einer wird der Stammesälteste sein. Und der junge war vermutlich der Sohn des Häuptlings. Sie tuschelten miteinander. So leise, daß das Schweinchen und der Igel nichts verstehen konnten. "Beratung Ende. Ergebnis gut!" sagte der Häuptling etwas freundlicher.

"Medizinmann wackelnde Wand Vorschlag gemacht. Stammesältester wirbelndes Wiesel zugestimmt." Dann sagte der Häupling nichts mehr. Sie warteten. Und warteten. Sie sollten ja nichts sagen ohne Erlaubnis. Sie warteten weiter. Nach einer Weile hob das kleine rosa Schweinchen eine Hand und schnipste vorsichtig. Der Häuptling gab ein Zeichen zum Einverständnis. "Und was passiert jetzt mit uns?" fragte das Schweinchen. "Ihr frei. Aaaaber vorher lernen Brotbacken. Bei Koch labernder Löffel." Der Igel und das Schweinchen freuten sich. Sie waren frei. Und Brotbacken war ja nun wirklich nicht schwer!

Ihr Aufpasser brachte sie zu einem Tipi, aus dem eine Menge Rauch empor stieg. Das mußte die zentrale Indianerküche sein. Sie gingen durch den Zelteingang und ihnen fiel die Kinnlade runter. Sie wurden vom Koch begrüßt. Und der sah aus wie der kleine Frosch. "Hallo Frosch!" sagte der Igel. "Was machst du denn hier?" "Oh la la. Isch bin nischt euer Frosch. Isch mache Auslandsstüdiüm bei den Indianern. Isch bin Pierre-Jacques Pascal, Koch in einem exquisiten französischem Restaurant in Parisch. Heute scholl isch euch Brotbacken beibringen. Nichtsch leischter alsch dasch."

Nach ein paar Stunden wurde ihnen bewußt, wo das Problem lag. Sie waren noch immer im Küchentipi beim Brotbacken. Mittlerweile hatten sie schon 22 Brotlaibe gebacken. Und das sollte noch nicht das Ende sein. Die Feldmaus... ähm der Häuptling hatte zwar gesagt, sie sollen Brotbacken lernen, aber gemeint hatte er, sie sollen Brot backen. Viel Brot. Einen Monat lang! Als Pierre ihnen das gesagt hatte, rief das Schweinchen enttäuscht: "Einen Monat lang? Naja, immer noch besser als am Marterpfahl."

Spät in der Nacht legten sie sich hin. Zuvor hatten sie das Feuer ausgemacht und die Brotbackstelle gesäubert. Sie waren hundemüde. Mitten im Schlaf riß ein gewaltiger Donner sie hoch. Es hatte angefangen zu gewittern. Moment! Wo war das Schweinchen. Der kleine Igel war ganz allein. Ähm... und wo kam die Bettdecke her? Sie hatten sich doch mit einer bunten, wollenen Indianerdecke zugedeckt. Da fiel dem Igel ein Stein vom Herzen. Er hatte nur geträumt. Das Schweinchen hatte kein Brot geklaut. Es sah ihm auch gar nicht ähnlich. Die Feldmaus war kein Indianerhäuptling geworden und der Frosch lebte nicht in Frankreich.

Wenn ich diesen Traum meinen Freunden erzähle, glauben die mir nie, dachte sich der Igel und schlief wieder ein.


Was in der nächsten Geschichte passiert


Dann hörten sie ein "Plopp!" "Was war denn das?" wunderte sich die Mutti.


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