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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Donnerstag, 11. September 2014

36 Die kleine Feldmaus lernt Schach

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Am frühen Abend hatte die Feldmaus einen Termin. Sie hatte sich zum Schachkurs angemeldet. Der kleine Igel konnte sich noch nicht entscheiden, ob er das mochte. Er wollte erstmal nur zum Zugucken mitkommen. Also gingen die beiden zum Dachsbau. Dort fand im Garten immer Mittwochs der Schachkurs statt. Herr Dachs war ein hervorragender Schachspieler. Er hatte sogar schon Turniere gewonnen. Heute waren nicht so viele Teilnehmer gekommen. Und das war gut. Dann konnten sie besser Fragen stellen.

Aber Schach war ein leises Spiel. Als sie in den Garten kamen, war kein Mucks zu hören. Alle Anwensenden hatten sich um den kleinen Gartentisch versammelt und schauten zu, wie Herr Dachs und Herr Biber Schach spielten. Die Feldmaus und der Igel wußten gar nicht, daß Herr Biber Schach spielen konnte. Aber es schien eine sehr spannende Partie zu sein. Höchste Konzentration war offensichtlich gefordert. Als die Gartentür zufiel, schaute Herr Biber grimmig zu ihnen herüber. "Tschuldigung." sagte der Igel leise und sie schlichen zur Schachgruppe hinüber.

Es sah nicht gut aus für Herrn Biber. Sein König war einer Attacke ausgesetzt. Die Springer und Läufer von Herrn Dachs nahmen seine Figuren in die Zange. Dieser setzte einen Läufer von D4 auf E5. Herr Biber murrte vor sich hin. Er schob seinen Turm drei Felder nach links. "Ha!" rief Herr Dachs. Er setzte seine Dame auf G3. "Schach!" Herr Biber mußte wohl erstmal begreifen, was gerade passiert war. Sein König wurde direkt angegriffen. Er grübelte und grübelte. Die Zuschauer wurden unruhig. Die Partie konnte nicht mehr lange dauern. Herr Dachs war einfach zu gut.

"Herr Biber? Setzen sie doch den Läufer auf A3. Dann ist ihr König geschützt und sie greifen direkt an." "Ruhe, kleine Feldmaus. Ich konzentriere mich." Er hatte recht. Vielleicht sollte sie lieber nichts sagen. Sie hatte ja gerade erst angefangen, Schach zu spielen. Doch Herr Biber schaute sie erstaunt an. Dann rückte er seinen Läufer auf A3. "Schach! Mein lieber Herr Dachs." "Ja, sowas." stammelte dieser. "Wie lange machst du schon bei uns mit, kleine Feldmaus?" "Drei Wochen erst." "Das ist ein toller Zug." Sie hatten ihr wohl verziehn, daß sie dazwischengerufen hatte. Aber es war ja auch kein Turnier, sondern eine Freizeitschachgruppe zum Lernen für Jeden.

"Nach der Langusteneröffnung dachte ich, Herr Biber würde gewinnen. Aber dann habe ich mit der Waldvariante das Spiel gewendet. Kurz bevor ihr gekommen seid, hat Herr Biber mich mit der Wiesentaktik aus dem Konzept gebracht. Und jetzt wollte ich eigentlich Herrn Biber durch die Binsenstellung schicken. Leider, ja leider, hatte meine Feldmaus hier die Idee mit dem Läufer. Gut gemacht kleine Feldmaus."

Die war ein bißchen stolz. Aber leider hatte Herr Dachs jetzt verloren. Wegen ihres guten Auges. Herr Dachs versuchte zu kämpfen. Aber drei Züge später hatte Herr Biber gewonnen. "Schach matt! Herr Dachs." "Das war ein gutes Spiel." sagte Herr Dachs und die beiden Gegner gaben sich die Hände. "Schaut mal alle her. Ihr dürft nie die Figuren aus den Augen verlieren. Gerade die Figuren am Rande des Spiels sind oft die wichtigsten. So wie hier der Läufer von Herrn Biber. Den habe ich glatt aus den Augen verloren."

Dann bauten die Feldmaus und der Igel ein Spiel auf. Die Anfangsstellung war kein Problem und der Igel -mit den weißen Figuren- fing an. Er zog einen Bauern nach vorne. Die Feldmaus antwortete auch mit einem Bauern und etliche Züge später waren alle Figuren wild über das Schachbrett verteilt. Herr Dachs staunte über die guten Züge der beiden. Und Herr Biber zeigte ständig auf den König. Als kurz darauf das Gartentor mit einem lauten Knall zuschlug, rief die kleine Feldmaus: "Ruhe! Ich konzentrierte mich!" Und Herr Dachs mußte lachen. "Wie eine Große. Nicht wahr Herr Biber?" "Ja. Sie haben absolut recht."

Dann kam die Endphase des Spiels. Der Igel war schon seit einigen Zügen gehörig unter Druck geraten. Aber die Feldmaus gab nicht nach. Dann war es soweit. "Schach!" Der Igel wußte nicht wohin. Jeder Zug zögerte das Unvermeidliche ja nur heraus. Er warf seinen König um. "Du hast gewonnen." "Danke Igel. Das war ein tolles Spiel. Und? Machste auch regelmäßig mit?" "Ja, Igel. Du hast Talent. Komm doch auch regelmäßig zu unseren Treffen. Jeden Mittwoch hier bei mir im Garten." "Ja, ok. Ich komme jetzt regelmäßig."

"Super!" freute sich Herr Dachs. "Hiermit begrüße ich unser neues Mitglied: der kleine Igel." Alle klatschten und Herr Biber sagte: "Nächsten Mittwoch fordere ich dich zu einer Partie heraus, kleiner Igel." Dieser wußte nicht so recht, ob er sich freuen oder lieber erzittern sollte. Aber es war nur ein Spiel. Und es war nur eine Amateurgruppe. Sie wollten ja alle etwas lernen. Also wieso nicht gleich gegen einen der Besten spielen. Und der Igel sagte: "Ich freue mich. Sie haben keine Chance." Und Herr Biber und Herr Dachs mußten laut lachen.


Was in der nächsten Geschichte passiert


"Boah! Ich habe in einem Preisausschreiben gewonnen!"


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