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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Montag, 8. September 2014

31 Die kleine Feldmaus nimmt eine Abkürzung

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Als sie gegen Abend nach Hause gingen, verabschiedeten sich die Freunde und die kleine Feldmaus ging allein Richtung Bach. Dort war eine neue Brücke. Die wollte sie sich mal anschauen. Als sie am Bach angekommen war, sah sie die nigel-nagel-neue Brücke. Die sah toll aus. Frisches Holz, noch ganz hell, breite Geländer. Sie schien sehr stabil zu sein. Vielleicht konnte man auf dieser neuen Brücke hüpfen, ohne Gefahr zu laufen, gleich abzustürzen. Aber das wollte sie lieber nicht ausprobieren.

Auf der anderen Bachseite waren neue Schilder aufgestellt worden. Auf dem unteren stand: "Wassermühle 30 Minuten" Es zeigte nach rechts, bachaufwärts. Auf dem oberen Stand: "Biberbau 5 Minuten" Es zeigte nach links, bachabwärts. "Was? Nur fünf Minuten?" wunderte sich die Feldmaus. "Das wäre ja eine enorme Abkürzung gegenüber dem üblichen Weg." Sie war etwas unsicher, ob das stimmen konnte. Aber das Schild war nagelneu und doch sicherlich nicht von einem Anfänger hingestellt worden.

Also machte sie sich auf den Weg, die Abkürzung auszuprobieren. Zunächst war alles ok. An dieser Stelle hatten sie schon gespielt. Sie erkannte auch einige Bäume und Sträucher wieder. Doch dann begab sie sich auf Neuland. Nicht nur die Brücke war neu, sondern auch einige Wege am Waldrand. "Kein Problem. Im Notfall kann ich ja immer noch zurückgehen." dachte sich die kleine Feldmaus und ging weiter.

Nach einigen Kreuzungen und Schildern, auf denen immer noch "Biberbau 5 Minuten" stand, wurde sie ungedultig. "Das kann doch gar nicht sein!" sagte sie laut. "Das ist jetzt schon das vierte Schild mit derselben Angabe: 5 Minuten. Das kann doch gar nicht sein. Außerdem bin ich bestimmt schon 12 Minuten unterwegs. Und ich bin nicht sehr langsam gegangen." Sie schaute nach oben. Die Sonne stand noch hoch. Es wurde noch lange nicht dunkel.

Weitergehen oder umdrehen? Das war hier die Frage! Die kleine Feldmaus entschied sich für Weitergehen. "Weit kann es ja jetzt nicht mehr sein. Da dauert es zurück bestimmt länger." Langsam bekam sie Durst. Ihre Wasserflasche hatte sie schon beim Spielen leergetrunken. Und der Bach ist jetzt nicht mehr in der Nähe. Dann sah sie einen großen Holzhaufen. Sie wollte sich schon freuen, daß sie den Biberbau erreicht hatte, da bemerkte sie, daß der Haufen gar nicht im Wasser lag. Sie hatte den Bach auch noch gar nicht wieder erreicht. "Mist!" ärgerte sie sich laut.

"Wenn ich einmal groß bin, dann erfinde ich ein Navi für Feldmäuse!" rief die kleine Feldmaus und stemmte die Fäuste in ihre Seiten. Als sie so dastand, wütend über sich selbst, alleine einen neuen Weg ausprobiert zu haben, da hörte sie ein ganz leises Plätschern. Es kam von schräg links vorne. Ja klar! Da mußte der Bach sein. Dann war der Biberbau bestimmt nicht mehr weit. Und sie stapfte wieder los.

Aber sie verließ dafür den Weg. Denn der ging weiter geradeaus. Eigentlich komisch. Wenn der Biberbau vorne links ist, wieso geht der Weg dann weiter geradeaus. "Das war doch niemals eine Abkürzung!" echauffierte sich die kleine Feldmaus. "Und 5 Minuten waren das auch nicht!" rief sie laut in den Wald zum Weg. "Ruhe!" kam aus dem Wald zurück. "Tschuldigung." rief sie etwas leiser wieder in den Wald und ging schnell weiter.

Das Plätschern wurde lauter und jetzt konnte sie wieder einen Holzhaufen sehen. Der hatte schon eher Ähnlichkeit mit dem Biberbau. Und tatsächlich. Als sie angekommen war, sah sie Familie Biber, die sich auf ihrem Bau sonnte. Da war auch die alte Brücke. Und jetzt war es nicht mehr weit bis nach Hause zurück. "Da brat mir einer nen Mais!" sagte die kleine Feldmaus. "Niemals nie nicht war das eine Abkürzung! Die Schilder müssen korrigiert werden"

Am nächsten Tag erzählte sie ihren Freunden von ihrem unfreiwllligen Ausflug und sie gingen gemeinsam zur neuen Brücke. "Na wartet ihr Schilder!" rief das kleine rosa Schweinchen und reckte seine Faust hinauf zu dem neuen Schild bei der neuen Brücke. Sie hatten Stifte und einen kleinen Klapphocker mitgenommen, damit sie auch die hohen Schilder korrigieren konnten.

Sie gingen los. Die kleine Feldmaus kannte den Weg ja bereits und warnte die Freunde schon lange vor dem nächsten Schild: "Jetzt gibt es wieder was zu tun!". Bei jedem Schild stellten sie den Hocker hin und einer stieg darauf mit einem dicken schwarzen Stift in der Hand. Die "5" wurde durchgestrichen und ein Fragezeichen anstelle dessen hingeschrieben. Vermutlich war das jetzt der erste Wald, in dem Schilder mit Fragezeichen standen. Genaugenommen wußten sie nicht einmal, ob die Richtung überhaupt stimmte. Das letzte Schild hatte ja nicht direkt zum Biberbau gezeigt.

Die Freunde überlegten. Vielleicht sollten sie schauen, ob die Schilder überhaupt zum Biberbau führten, wenn sie den Weg nicht verließen. Und sie folgten auch dem letzten Schild an der Stelle, wo die Feldmaus am Tag zuvor den Weg verlassen hatte. Es dauerte noch eine weitere viertelstunde. Dann waren sie an einem Biberbau angekommen. Es war aber nicht der Biberbau in ihrem Bach. Sondern ein anderer, scheinbar neuer Biberbau. Die Biber winkten freundlich und arbeiteten weiter an ihrem Bau.

"Das gibts ja nicht!" wunderte sich der kleine Frosch. "Es gibt einen neuen Biberbau und das Schild ist richtig." "Naja, die Richtung stimmt. Die Zeitangeben sind falsch." korrigierte der kleine Igel. Also hatten sie alles richtig gemacht. Fast alles. Denn eigentlich konnten sie auch alle Fragezeichen wegmachen und überall ordentliche Zeitangaben hinschreiben.

Am nächsten Tag einigten sich die Freunde auf folgende Zeitangaben: "30", "25", "20", "15". Sie zogen wieder los. Mittlerweile kannten sie die neue Brücke und den neuen Weg wie ihre eigene Westentasche. Sie schrieben auf alle vier Schilder die richtigen Zeitangaben und schauten beim neuen Biberbau den Bibern beim Arbeiten zu. "Wusch! Zack! Kracks!" Das Geräusch kannten sie alle nur zu gut.


Was in der nächsten Geschichte passiert


"MEINE Feldmaus ist viel schneller, als DEIN Frosch überhaupt hopsen kann!"


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