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Dieses Titelbild ist von meiner Schwägerin - vielen Dank dafür!

Dienstag, 9. September 2014

35 Die kleine Feldmaus in Afrika

Es war ein herrlicher, lauer Sommertag. Die kleine Feldmaus und ihre Freunde spielten den ganzen Tag auf dem Feld beim Weiher. Sie spielten Fangen, Verstecken und rannten um die Wette.

Als die kleine Feldmaus wieder zuhause war und ihren Leberknödelbraten gegessen hatte, fiel sie wie ein Stein ins Bett. Es dauerte keine fünf Minuten, da war sie tief und fest eingeschlafen. Mitten in der Nacht wachte sie auf. Sie mußte mal zur Toilette. Als sie die Tür zum Bad öffnete, traute sie ihren Augen nicht. Da war eine riesige grüne Wiese und die Sonne ging gerade auf. "In unserem Bad ist eine Wiese." wunderte sie sich noch, als sie ein Brüllen hörte.

Sie schaute nach links, woher sie das Brüllen gehört hatte. Sie sah aber nur vier lange braungefleckte Hälse mit Giraffenköpfen darauf. Das waren Giraffen! Wo kamen die denn her? "Hallo!" rief sie den Giraffen zu. Aber vermutlich war sie zu weit weg und die Giraffen konnten sie gar nicht hören. Dafür hörte sie wieder das Brüllen. Es kam doch eher von rechts. Und es schien lauter, näher zu sein als vorhin. Dann sah sie die großen dunkelbraunen Mähnen. Sie kamen direkt auf sie zu.

Sie rannte weg, direkt auf die Giraffen zu. Es brüllte hinter ihr, aber etwas leiser. Vielleicht hatten die Löwen sie ja gar nicht gesehen. Sie war doch ziemlich klein. Als sie fast nicht mehr konnte, lief sie auf einen dicken, dunkelgrauen Baum auf. Manno! Den Baum hatte sie gar nicht gesehen. Sie war sich sicher, daß sie nicht auf einen Baum zugelaufen war. Jetzt bewegte sich der Baum auch noch. In Afrika gab es aber komische Bäume. Dann sah sie die Hufe. Das waren keine Bäume, sondern die Beine eines Elefanten. Kein Wunder, daß die sich bewegten.

Sie hielt sich an einem "Baum" fest und wurde schnell wie der Wind durch die hohen Gräser getragen. Nur die Richtung stimmte eigentlich nicht. Sie wollte doch zu den Giraffen! Na gut. Sie ließ sich los und lief alleine weiter. Vom Brüllen war nichts mehr zu hören. Na, Gott sei Dank! Aber es gab auch andere Gefahren außer Löwen. "Aaaaah!"

Sie war in ein Loch gefallen und ganz weit in einen Bau reingerutscht. Dort war es ganz ähnlich wie bei ihnen zuhause. Angenehm warm, aber nicht zu heiß. Schön weicher Sand und nicht zu naß. Es gab Gänge, die nach links und rechts abzweigten. Aber sie rutschte immer weiter geradeaus. Dann sah sie eine Tür auf sich zukommen. Und... Bummm! Mit dumpfem Knall plumpste sie an die Tür. Das hätte auch ungemütlicher ausgehen können. Dann bewegte sich die Türklinke. Die kleine Feldmaus versteckte ihr Gesicht hinter einer Hand. So ein Quatsch! Was da durch die Tür kam, konnte sie ja trotzdem sehen.

Kurz darauf standen drei Erdmännchen vor ihr. "He, wer bist denn du?" wurde sie gefragt. "Ich bin die kleine Feldmaus..." antwortete sie und war sich nicht sicher: Freund oder Feind? Aber die Erdmännchen sahen nicht feindselig aus. Im Gegenteil. Sie hatten Tee und Gebäck in ihren Pfötchen und luden die Feldmaus ein, mit ihnen Tee zu trinken. Diese staunte nicht schlecht. Drei Gänge und sechs Türen weiter, im Teesaal, saßen und quasselten mindestens 25 Erdmännchen. Die Feldmaus sagte brav "Hallo" und gesellte sich mit ihren drei Begleitern dazu. Der Tee war lecker. Und die Plätzchen erst!

Nach einer Weile hörte sie ein tiefes, langes Tuten. "Was bedeutet das?" "Das bedeutet, daß es regnet und wir alle zur Sicherheit den Bau verlassen müssen." "Schade, wo es doch gerade so gemütlich ist." Und alle verließen den Teesaal und krabbelten an die Oberfläche. Oben angekommen regnete es in strömen. Jetzt sah sie auch wieder die Giraffen. Denen machte der Regen nichts aus. Sie reckten ihre Hälse hoch in die Kronen der Bäume und futterten grüne Blätter. Die kleine Feldmaus verabschiedete sich und lief wieder auf die Giraffen zu. Ein Erdmännchen rief ihr noch etwas zu, aber sie konnte es im starken Regen nicht verstehen.

Plötzlich verlor sie den Boden unter den Füßen. Sie flog hoch in die Luft und konnte die Giraffen hinten unter sich aus der Vogelperspektive sehen. Sie bekam Angst. Etwas hatte sie gefaßt und das bedeutete nichts Gutes. "Moin!" Es sprach mit ihr. "Moin?" wunderte sich die Feldmaus. "Na, du. Wie geht es dir?" "Ich wäre lieber auf dem Boden geblieben. Bitte tu mir nichts." "Ach Quatsch! Ich bin ein Flamingo. Schau: ganz rosa." Tatsächlich! Sie brauchte sich nicht zu fürchten. "Wieso hast du mich mit in die Luft genommen?" "Siehst du da unten? Die riesige Staubwolke?" "Was ist das?" "Büffel! Du wärst nicht entkommen." Und da wir abgehauen sind, habe ich dich halt mitgenommen.

Jetzt sah die Feldmaus es: hunderte, nein: tausende Flamingos hatten sich vor der Büffelherde in Sicherheit gebracht und flogen jetzt hier oben bei ihnen. Das sah sehr elegant aus. Man, hatten die große Flügel. Der ganze Himmel sah aus wie in Rosa getaucht! "Kannst du mich zu den Giraffen bringen? Bitte!" "Na klar. Was willste denn da?" "Ich mag Giraffen. Ich wollte immer schon einmal eine Giraffe von nah sehen." "Liebe Passagiere! Bitte halten sie sich gut fest. Es geht abwääääärts."

Nach wenigen Augenblicken waren sie abseits der Büffel im hohen Gras gelandet. Die kleine Feldmaus hatte den Flamingo verabschiedet und sich noch einmal bedankt. Wenige Meter hinter ihr standen die Giraffen. Die waren ja so riesig! Sie ging hinüber und winkte nach oben. Eine Giraffe senkte ihren Hals zur Feldmaus hinunter. "Hallo. Wer bist denn du?" "Hallo, liebe Giraffe. Ich bin die kleine Feldmaus und ich wollte so gerne mal eine Giraffe von nah sehen." "Willst du mal eine Giraffenherde von GANZ nah sehen?" "Sehr gerne." Und die kleine Feldmaus hielt sich an einem Ohr der Giraffe fest. Und die hob ihren Kopf und den langen Hals.

Und mit irrwitziger Geschwindigkeit sauste die kleine Feldmaus nach hoch oben in die Krone des nahen Baumes. "Boah! Ist das hoch!" staunte die Feldmaus. "Ja, aber für uns ist das ganz normal. Hier gibt es die leckersten Blätter. Möchtest du mal eins probieren?" "Nee danke. Lieber nicht. Ich bin eher Nußfan." "Dies ist eine Akazie. Du kannst ja mal eine Frucht versuchen." Die Feldmaus nahm eine Frucht und schnupperte daran. "Ja doch, die riechen sehr gut. Ich koste mal." Die Frucht schmeckte tatsächlich ziemlich gut. Aber nicht zu vergleichen mit einer Haselnuß. Aber das behielt die Feldmaus für sich.

Als die kleine Feldmaus genug gesehen und die große Giraffe sie abgesetzt hatte, hörte sie wieder ein entferntes Brüllen. Das war aber ein komisches Brüllen. Es klang eher wie ein... wie ein... Läuten? Ach so! Die Feldmaus streckte alle Viere von sich. Ihr Wecker hatte geklingelt und sie hatte wohl leider nur von Afrika geträumt. "Och, ich möchte so gerne mal nach Afrika!" dachte sie sich. Aber nun mußte sie sich erstmal fertigmachen. Sie wollte den Schulbus nicht verpassen.


Was in der nächsten Geschichte passiert


Als sie in den Garten kamen, war kein Mucks zu hören.


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